Der Tod ist ein schwieriges Thema. Und er ist ein Thema mit dem sich eigentlich niemand so richtig gerne beschäftigen möchte. Viel lieber genießen wir doch unser Leben, die Liebe und machen Pläne für die Zukunft, oder? Dennoch begleitet uns der Tod jeden einzelnen Tag unseres Lebens, ob wir es nun wollen, oder nicht. Und kein Mensch weiß, was die Zukunft bringen wird. Ich befürchte, genau DAS ist das Problem beim Thema Organspenden. Kaum jemand will sich Gedanken um die eigene Sterblichkeit machen. Warum auch? Das ist doch sooooo weit weg.
Organspenden ja oder nein?
Unser Gesundheitsminister Jens Spahn wollte uns nun zwingen darüber nachzudenken und uns zu entscheiden. Wollen wir die eigenen Organe spenden oder wollen wir das nicht. Ich will hier jetzt gar keine große Debatte pro oder kontra die sogenannte Widerspruchslösung führen. Darüber, ob es nun tatsächlich weniger selbstbestimmt ist sich aktiv gegen etwas entscheiden zu können, als für eine Sache. Würde das wirklich weniger persönliche Freiheit bedeuten? Ich habe da meine Zweifel, denn jeder von uns hätte durch seinen Widerspruch dennoch die freie Wahl gehabt zu entscheiden, was mit dem eigenen Körper nach dem Tod passieren soll.
Egal. Die Entscheidung im Bundestag ist sowieso gefallen. Ganz konservativ und für das alte System. Jedem steht es nun weiterhin frei sich nicht mit dem lästigen Thema Organspenden beschäftigen zu müssen. Wie praktisch und bequem. Und wie bigott.
Deutschland ist bei der Bereitschaft zum Organspenden Schlusslicht in Europa.
Das ist die traurige Realität und im Klartext heißt das auch, dass ein großer Teil der implantierten Organe in Deutschland aus Ländern kommen, die die Widerspruchslösung schon heute haben. Wir profitieren also von der Spendenbereitschaft anderer, sind aber selbst vielfach nicht bereits unser Herz oder die Nieren zu spenden. Hhhhmmmm… nicht wirklich korrekt, oder? Warum ist das so? Zum Einen ist es sicherlich Faulheit, und zum Anderen sind wohl auch Vorurteile und Unwissen, die immer noch rund um das Thema kursieren.
Nein! Kein Arzt würde verfrüht die Maschinen abschalten, nur weil er euer Herz gerade gut gebrauchen kann. Dieses Märchen gehört in die Thriller im Fernsehen und endlich raus aus unseren Köpfen! Ja, wir können mit Teilen unseres Körpers Leben retten, aber das geschieht erst NACH unserem Hirntod. Die medizinische Definition dafür ist absolut eindeutig, und der Hirntod ist NICHT reversibel. Das bedeutet, dass ein totes Gehirn weder durch irgendeine Behandlung, noch durch irgendein Medikament wieder zum Leben erweckt werden kann. Das ist medizinisch unmöglich. Bleibt die für mich persönlich wohl wichtigste Frage:
Würdet ihr im Ernstfall ein fremdes Organ wollen?
Für euch selbst, oder für einen geliebten Angehörigen? Ich kann diese Frage ganz klar mit Ja beantworten. Wahrscheinlich würde ich Tag und Nacht für einen passenden Spender beten, und ich kann mir die Qualen kaum ausmalen, die es bedeuten mag, wenn eines meiner Kinder schwer krank und auf eine Organspende angewiesen wäre. Allein beim Gedanken daran schießen mir die Tränen in die Augen…
Wie kann ich da guten Gewissens die eigenen Organe nicht spenden?
Ist es wirklich so wichtig, dass unser Körper unversehrt im Grab landet? Was für eine Verschwendung! Ich kann euch nur dazu einladen, euch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Informiert euch im Netz und bei eurem Hausarzt. Sprecht konkret über eure Ängste und Bedenken. Für viele ist der kleine Ausweis in unserem Geldbeutel überlebenswichtig. Vielleicht ja irgendwann sogar für uns selbst oder die Menschen, die wir lieben…
Organspenden betrifft uns alle!
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