Eine Frage der Nachhaltigkeit geht in eine neue Runde. Endlich!
Hier auf livelifegreen bekommt wieder Rachel Suhre vom Blog Mama denkt das Wort. Und darüber freue ich mich SEHR. Heute geht es um das große Thema Wasser.
Na dann liebe Rachel, leg los!
Vor mehr als zwei Monaten, also noch vor dem Sommer, ging unser letzter Artikel zur „Frage der Nachhaltigkeit“ online. Alex von livelifegreen hat mir meine Frage zum Greenwashing und dem grünen Schein beantwortet. Und ehrlich Alex, mich hat das Thema „Greenwashing“ so gar nicht los gelassen. Egal, wohin ich unterwegs war, trat mir dieser grüne Schein vor Augen, so dass für mich daraus ein weiterer Blogartikel erwachsen ist. (Wer mag kann ihn auf MamaDenkt nachlesen.) Deine Antwort noch vor der Sommerpause endete mit einer Frage zum Day Zero, der Wasserknappheit in vielen Metropolen und meinen bzw. unseren Umgang damit als Familie. Entschuldigt bitte alle. Du, liebe Alex und auch ihr, die ihr alle fleißig mitlest, für diese verspätete Antwort. Dafür folgt sie jetzt, denn ich bin wieder da. Wie und wo versuchen wir also auf Wasserknappheit zu reagieren? Ist Wasser sparen überhaupt in irgendeiner Form Thema?
Wasser sparen
In einem meiner älteren Artikel der „5 vor 12 – Reihe“ ging es auch mal ums Wasser sparen. Wir verbrauchen relativ wenig Wasser als fünfköpfige Familie. In der damaligen Diskussion wurde recht schnell deutlich, dass Wasser sparen vor Ort, sprich im reichen Europa, konkret in Deutschland nicht unbedingt sinnvoll sein muss. Denn: Unsere Kanalisation ist auf eine bestimmte Menge Wasser ausgerichtet. Wird sie nicht regelmäßig geflutet, kann es zu vorzeitigem Verfall bzw. Bruch kommen, der teure Reparaturen mit sich bringt.
Allerdings geht es in diesem Artikel auch nicht so sehr darum, dass wir hier Wasser sparen müssen. Meine Antwort deiner Frage zielt auf drei andere Punkte ab.
Punkt 1: Wasserknappheit und Klimawandel sind Fakt
In vielen Ländern herrschen Trockenzeiten, die können wir uns gar nicht ausmalen. Ein Sommer wie der diesjährige mag uns heiß und trocken vorkommen. Aufnahmen von Alexander aus dem Weltraum bestätigen die Trockenheit in Europa. Dennoch kommt jeden Tag mehr als nur ein Tropfen Wasser aus der Leitung. Ganz anders in Kapstadt. Eine Metropole, der am Day Zero das Wasser ausgehen sollte, wie es schon im Frühjahr durch die Medien ging. In diesem Artikel der Klimaretter könnt ihr nachlesen, wie dieser Tag abgewendet werden konnte. Dass aufgrund von Klimawandel, Hitzewellen und einigen anderen Gründen Wüsten sich mehr und mehr ausweiten (Desertifikation nennt man das), könnt ihr in diesem Bericht nachlesen.
Und dennoch gibt es weiterhin Menschen, die solche Vorkommnisse
a) verneinen. „Klimawandel, Desertifikation und Schmelzen der Polarkappen gibt es nicht.“ (So ein Quatsch.)
b) Oder meinen, dass erst einmal bewiesen werden muss, dass das mit unserem Wirken als Menschen zu tun hat. (Ja, dasselbe nennt sich dann gefährliches Halbwissen.)Inzwischen lasse ich solchen Irrglauben einfach stehen. Das sind Diskussionen, die nicht zielführend sind, denn aus irgendwelchen Gründen haben diese Menschen oftmals schon entschieden, dass ihr Lebensstil nicht renovierungsbedürftig ist.
Punkt 2: Wir machen uns gar keine Gedanken zum Wasser
Das Wasser kam nicht schon immer aus der Wand. Das bedeutet, dass wir vor gar nicht langer Zeit auch in Deutschland Wasser von draußen in die Häuser holen mussten. Die Wäsche wurde nicht in der Maschine gewaschen, sondern am See oder Fluß geschrubbt. Vielleicht auch in einem großen Bottich im Hof gekocht. In meiner Kindheit und Jugend hatten wir keine Spülmaschine, sondern haben das Geschirr dreimal am Tag mit der Hand gewaschen.
Was ich damit sagen will: Wir nehmen den Zugang zu Wasser als Selbstverständlichkeit hin. Dabei ist er es nicht. Die überwiegend vorherrschende Einstellung von uns Europäern führt mitunter zu dem Problem, dass wir nicht wahr- und ernstnehmen wie katastrophal das Verhalten und die Forderungen eines Konzerns wie Nestlé sind, der Wasser nicht als Grundrecht sieht und es privatisiert sehen möchte.
Wir müssen zu vielen Dingen des täglichen Lebens einen neuen oder sagen wir anderen Umgang mit denselben finden und erlernen. Das erfordert auch, uns von Unternehmen und Marketingabteilungen nicht ablenken und in Sicherheit wiegen zu lassen. Diesen geht es erstmal nur um den Verkauf des eigenen Produkts. Arbeitsbedingungen und dabei entstehende Umweltschäden werden lediglich als Kollateralschäden angesehen. Das zeigt auch die Entwicklung eines neuen Kaffeekapselprodukts, das neben immensem Wasserverbrauch beim Kaffeeanbau, die Meere zusätzlich vermüllt und unseren Geldbeutel plündert. Den Artikel der Deutschen Umwelthilfe könnt ihr hier nachlesen.
Punkt 3: Die Wasserknappheit anderer Länder hängt mit unserem Konsum zusammen
Es gibt Lebensmittel, die in ihrer Herstellung, vor allem im Anbau unglaubliche Mengen Wasser erforderlich machen. Dazu zählen Bananen, Kaffee, Avocados, Mangos und nicht zuletzt Zuckerrohr und Soya. Meist gedeihen diese Nahrungsmitteln an Orten, die eh schon von Wasserknappheit bedroht sind. Den Dort lebenden Menschen wird das Wasser abgegraben und zur Bewässerung riesiger Anbauflächen verwendet.
Während also unser Bedarf an Avocados für die nächste vegane Schokoladen-Mousse sichergestellt wird, verdursten und verhungern die Menschen vor Ort, da sie kein Wasser zum Trinken und schon gar nicht zum Anbau eigener Nahrungsmittel verwenden können. Der Lohn, den sie auf den Pestizidbelasteten Feldern einstreichen ist ein HUNGERlohn.
Es braucht tatsächlich 320 Liter Wasser für den Anbau einer einzigen Avocado. Für ein Kilo Avocados sind es dann schon 1000Liter. Das ist eine ganze Tonne Wasser. Das ist unglaublich und nur ein Bruchteil der Menschen, die diese Frucht hier in Europa verzehren wissen darüber Bescheid. Auf Nachfrage bei Konzernen und Unternehmen heißt es dann oft so oder so ähnlich:
- Das war uns nicht bekannt.
- Der Kunde entscheidet, was verkauft wird. (JA, wir sind tatsächlich wieder diejenigen, die entscheide, was in den Regalen der Supermärkte und Geschäfte liegt. Also sollten wir das doch einfach mal nutzen und geschlossen auf Avocados verzichten.)
- Wir beziehen unsere Avocados von anders. (Was für eine beruhigende Aussage. Da gibt es also keine Menschen, die an gefährlicher Wasserknappheit leiden, weil man ihnen das Wasser für den Anbau von Nahrungsmitteln für den Rest der Welt stiehlt.)
Hätten wir das doch mal gewusst. Diesen Satz habe ich selber schon so oft für mich gesagt und gedacht. Bestimmt wird er mir auch noch einige Male begegnen. Es ist einfach so, dass wir in dieser globalisierten Welt Zusammenhänge und Prozesse, die am anderen Ende geschehen, kaum wahrnehmen geschweige denn verstehen.
Fragen stellen, Entscheidungen treffen – gegen Wasserknappheit
Wie gehen wir denn jetzt damit um? Wir als Familie und ich als Bloggerin in der Nachhaltigkeitsszene. Es ist tatsächlich so, dass ich schon lange, lange keine Avocados und keine Mangos gekauft habe. Meine Kinder würden immer so gerne, aber ich versuche ihnen dann zu erklären, wieso ich diese durchaus leckere Frucht nicht kaufe. Und ganz ehrlich, meine Kinder verstehen das. Natürlich, sie fragen auch beim zweiten und dritten Mal nach und ja, ich erkläre ihnen dann auch ein zweites und drittes Mal, dass das nicht drin ist, weil: Flugzeugimport sowie Wasserknappheit mit dem Konsum zusammenhängen und wir viele andere Köstlichkeiten aus dem heimischen Garten haben.
Beim Kaffee ist es so, dass ich den eigenen Konsum auf eine Tasse runtergefahren habe und daran arbeite ihn wieder komplett aus dem Leben zu streichen. Das hat bei mir in der Tat auch gesundheitliche Gründe. Mich nervt es total, dass ich Kopfschmerzen kriege, wenn ich keinen Kaffee trinke. Diese Abhängigkeit wird beendet.
Bei Bananen tuen wir uns sehr, sehr schwer, weil alle diese Frucht so sehr lieben. Dennoch ist das kein Grund die Hände in den Schoß zu legen. Wir dürfen und müssen unsere Verantwortung ernst nehmen und uns positionieren. Ich will mich solidarisieren mit den Menschen, denen ich nichtwissend das Wasser abgegraben habe und es anders machen. Dann komme ich meiner Verantwortung als Konsument eben entgegen und verzichte. Ich verzichte auf den Kauf dieser Lebensmittel und hoffe so, ein (kleines) Zeichen zu setzen.
Gut so liebe Rachel. Wir machen es ganz genau so. Und ähnlich wie dir bereiten uns Bananen noch ziemliche Schwierigkeiten.
Aber es wird. Schritt für Schritt!
***
Und hier kommt deine nächste Frage an mich. Eine ziemlich gute, wie ich finde…
Puh, liebe Alex, ein heikles und emotionales Thema, das du da als Frage an mich gestellt hast. Und für mich ergibt sich daraus meine Anschlussfrage. Immer wieder geht es um Konsumentenentscheidungen. Seien es die Zigarettenfilter oder eine zusätzliche Besteuerung von Verpackungsmaterial oder unser Fleischkonsum oder die Arbeitsbedingungen im Fast Fashion Bereich. Der Konsument entscheidet, was gekauft wird und was Trend ist. Aber ist der Konsument tatsächlich in der verantwortlichen und vor allem aufgeklärten Lage diese Entscheidungen zu treffen bzw. zu beurteilen, was Trend ist und was ins Regal zu kommen hat? Ist es wirklich so einfach?
Liebe Alex, ich freu mich auf unsere neue Runde unserer „Frage der Nachhaltigkeit“. Danke für den Raum, den du mir hier auf deinem Blog gegeben hast.
Dann also bis in zwei Wochen bei Mama denkt…
[…] Rachel, heute bin ich wieder gefragt und soll dir auf deine letzte Frage der Nachhaltigkeit antworten. Worum es geht? Kurz gesagt um uns alle. Und zwar um uns in der Rolle des Konsumenten, […]