Manchmal ist das nicht so leicht mit dem Aktionismus, oder? Da will man Gutes tun und am Ende kommt etwas dabei heraus, dass nicht wirklich gut ist. Genau SO ging es uns mit unserem Projekt Insektenhotel. Ihr wisst schon. Das sind diese Nisthilfen für Wildbienen und Co., die es mittlerweile bei jedem Discounter, im Gartencenter und im Baumarkt eures Vertrauens zu kaufen gibt.
Meist besteht ein handelsübliches Insektenhotel aus einem einfachen Holzkasten gefüllt mit Schilf, Weidenruten, Kiefernzapfen, Ziegelsteinen und löchrigem Holz.
Das können wir doch auch, hab ich mir gedacht und kurzer Hand ein DIY-Projekt mit den Kindern gestartet. Und so bohrten wir jede Menge Löcher mit unterschiedlichem Durchmesser in die Reststücke von unserem Zimmer-Baumhaus. Was uns sofort auffiel war, dass die Löcher leider ziemlich ausfransten. Egal, wie oft wir den Bohrer hin und her bewegten, glatte Ränder kamen dabei leider nie heraus. Irgendwie unzufrieden stellend, oder? Und deshalb haben wir, zack-zack, noch ein Alternativ-Projekt mit einer Erde-Lehm-Mischung angefangen. Für grabende Wildbienen und immer die typischen Vorbilder aus dem Handel im Kopf. Als ich allerdings anfing ein bisschen genauer zu recherchieren ebbte meine Begeisterung schnell ab. Was soll ich euch sagen?
Wir haben so ziemlich ALLES falsch gemacht, was man beim Bau einer Nisthilfe für Wildbienen falsch machen kann!
Und die gleichen Fehler machen mit uns übrigens ungefähr 90% aller handelsüblichen Insektenhotels. Ja, ihr habt richtig gehört. Ein Großteil der Bienen-Nistkästen, die es im Laden zu kaufen gibt sind nämlich für Wildbienen absolut untauglich. Gut gemeint, aber leider schlecht gemacht.
Damit es euch beim Selberbauen nicht genau so geht bzw. damit ihr das Richtige kauft, hab ich hier die wichtigsten Tipps und Hinweise für Insektenhotels gesammelt.
SO kann wirklich nichts schief gehen!
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#1 (Bau)Material
Wildbienen lieben es trocken und warm und viele der Arten besiedeln am liebsten Hohlräume. In der Natur sind das meist verlassene Fraßgänge von Käfern und Insektenlarven. Und genau daran sollten sich unsere künstlichen Insektenhotels orientieren, oder? Also
- Einheimisches Hartholz, kein weiches Holz von Fichte, Kiefer und Co.
- Gut abgelagertes, trockenes Holz statt frischem.
- Ungeeignetes Material vermeiden (Zapfen, Ziegeln, Schilfmatten, Schneckenhäuschen, Kiesel).
- Auch die Erde in unserer Lehm-Mischung ist ungeeignet, da das organische Material leicht schimmeln kann.
#2 Bearbeitung
Auch hier gibt es jede Menge Fehlerquellen. Die Häufigsten sind unsaubere, fransige und ausgerissene Löcher. Für Bienen stellen sie tatsächlich Lebensgefahr dar, weil sie sich beim Hinein- und Hinauskriechen ihre zarten Fügel verletzen können. Und eine Biene mit kaputten Flügeln ist nicht überlebensfähig. Also
- Die Löcher senkrecht zur Maserung ins Längsholz bohren. Also dahin, wo normalerweise die Rinde sitzen würde (das vermeidet Rissbildung).
- Die Löcher sauber bohren und anschließend glatt schleifen.
- Durchmesser der Löcher 3-10mm.
- Ausreichend Abstand zwischen den Löchern halten. Je größer das Loch, desto mehr Abstand.
#3 Anbringung auf Balkon und Garten
Idealerweise sollten Insektenhotel sonnig und möglichst geschützt vor Wind und Wetter angebracht werden. Am besten geeignet sind hier Wände mit Süd-, SüdOst- und SüdWest-Ausrichtung. Die Nisthilfen sollten weder bodennah (Gefahr von Fressfeinden) noch baumelnd hängen. Und sie sollten auch im Winter an Ort und Stelle belassen werden.
Und was meint ihr? Zu kompliziert? Das kann ich gut verstehen. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach ein wirklich gutes Insektenhotel zu bauen. Nicht einmal der Kauf ist schnell erledigt, da es so viele Nisthilfen im Handel gibt, die völlig an den Bedürfnissen ihrer gewünschten Bewohner vorbei geplant wurden. Lasst euch aber nicht entmutigen.
Es ist nämlich noch wichtiger unseren Bienen, Wildbienen und Insekten einen Lebensraum und Nahrung zu bieten.
Stellt doch eine Bienentränke auf, pflanzt Bienenfutter auf eurem Balkon an oder lasst in eurem Garten einen Teil des Rasens wild wachsen. So wäre unseren krabbelnden Freunden auf jeden Fall geholfen. Egal, ob ihr dann noch ein (gutes) Insektenhotel baut, oder nicht.
In dem Sinne: Ein Herz für Bienen!
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