Altkleider – Neues Leben für aussortierte Kleidung

Nach meiner Herbst-Aktion sammeln sich nun im Gang unserer Wohnung jede Menge Altkleider in Kisten. Bei euch auch? Die Entscheidung, was bleibt und was kann weg, ist geschafft. Doch kaum liegt diese erste Hürde hinter uns, da steht man auch schon vor der nächsten großen Herausforderung. Wohin mit der gebrauchten Kleidung, nachdem wir sie mühsam aussortiert haben? Minimalismus ist schön und gut, aber was ist ein nachhaltiger Umgang mit Altkleidern? Was ist wirklich ökologisch?

Altkleider und Nachhaltigkeit. Gar nicht so einfach!

Bei Baby- und Kinderklamotten gibt es dafür in Deutschland einen gut etablierten Stoffkreislauf. Kinder wachsen sehr schnell und die meisten Eltern haben keine Berührungsängste ihren Nachwuchs in einen Body zu stecken, den vor ihnen bereits ein anderes Kind getragen hat. Zahlreiche Flohmärkte, Basare und Secondhandläden bieten deshalb speziell für unsere Kleinen gut erhaltene Kleidungsstücke zum Verkauf an. Es gibt sogar einen Internetshop speziell für gebrauchte Bio-Kindermode.

Dieses wohlorganisierte und flächendeckende Netzwerk ist für alle Beteiligten ein Vorteil. Verkäufer haben es leicht neue kleine Käufer zu finden und können so die Haushaltskasse ein bisschen aufbessern. Käufer finden oft kaum getragene Pullis, Hosen und Co. zu erschwinglichen Preisen. Doch auch für die Umwelt ist dieser Stoffkreislauf der Altkleider von Vorteil. Je länger Kleidung im Gebrauch bleibt, desto effektiver werden die Ressourcen genutzt, die zur Produktion der Kleidung eingesetzt wurden.

Eine lange Nutzungsdauer ist nachhaltig und bewahrt Kleidung lange davor zu Müll zu werden.

Altkleider von Erwachsenen sind da schon ein schwierigeres Thema. Die Mode ist schnelllebig, Kleidung (zu) billig und wir kaufen zu viel und nutzen die Stücke meist nur kurz. Ergebnis dieses Konsumverhaltens sind Tonnen an Altkleidern, die Jahr für Jahr anfallen.

Der größte Teil davon landet in Altkleidercontainern. Sie stehen an jeder Straßenecke und sind 24 Stunden erreichbar. Auf den ersten Blick also ein unkomplizierter und komfortabler Weg Gutes zu tun. Doch so einfach ist es leider nicht. Bei Altkleidercontainern sollte man unbedingt auf seriöse Anbieter achten. Gebrauchte Kleidung ist zu einem lukrativen Wirtschaftszweig geworden, der leider auch Illegale und Kriminelle anzieht. Hinzu kommt, dass unsere ausgemisteten Hosen, Shirts und Co. zu großen Teilen auf dem afrikanischen Textilmarkt landen. Gegen diese Flut aus Billig-Textilien hat die dort heimische Wirtschaft keine Chance. Unsere gute gemeinte Spende hat also leider oft verheerende Auswirkungen. Doch wie kann ich unter diesen Aspekten nachhaltig handeln?

Viel besser als ein Ende im Container: Altkleider lieber lokal verschenken, tauschen oder spenden.

Kleidertauschpartys, „Zu Verschenken Kisten“, Kleiderkammern für Bedürftige oder Oxfam sind gute Möglichkeiten die Nutzungsdauer unserer ausgemisteten Kleidung zu verlängern. Gebt euren Altkleidern ein neues Leben statt sie einfach zu entsorgen! Entweder mit einem neuen Besitzer oder mit euch. Ja, ihr habt richtig gehört! Erst mühsam aussortieren und dann doch behalten? Klingt irgendwie absurd, das gebe ich zu. Aber aus alten Sachen kann man ganz einfach Neues selber machen. Neudeutsch nennt man das Upcycling. Alles was man zum Upcycling braucht ist eine Idee, ein bisschen Zeit, eine Nähmaschine und schon kann es losgehen!

Aus meiner alten Jeans wurden neue Hosen für meinen Großen und aus einem alten Pulli eine süße Pumphose.

Unten bei den Links findet ihr tolle kostenlose Schnittmuster für die man kein/e Schneider/in sein muss. Erfolg ist also quasi garantiert. Für manche Ideen braucht man nicht einmal eine Nähmaschine. Alte Kleidung kann auch zu Stofftieren, Taschen, Decken, Teppichen und anderen Wohnaccessoires werden. Oder auch zu praktischen Stoffbeuteln für euren plastikfreien Einkauf oder zu vielseitigem Textilgarn für das nächste DIY-Projekt. Der Fundus an Möglichkeiten ist schier unbegrenzt. Im Internet findet man unzählige Anregungen und einfache Anleitungen für ihre Umsetzung. Aus Alt mach Neu. Ein großartiger Trend dem mittlerweile auch einige Profis folgen.

Gebrauchte Kleidung einfach wegwerfen? Dafür ist sie einfach viel zu schade!

Und zu wertvoll. Wir müssen uns dieses Wertes wieder viel bewusster werden. Der Preis eines T-Shirts ist viel höher als der, den wir im Laden dafür bezahlen. Der Anbau der Rohstoffe, die Belastung der Umwelt bei Anbau und Weiterverarbeitung, die Arbeitsbedingungen im Herkunftsland, die benötigte Energie zur Herstellung, aber auch die Energie, die aufgewendet werden muss, um das Altkleid schließlich zu entsorgen. All das hat seinen Preis. Betrachtet man die Gesamtrechnung, so kann ein einfaches T-Shirt unsere Umwelt und Menschen in fernen Ländern teuer zu stehen kommen. Bei all dem Recycling und Upcycling unserer Altkleider darf man deshalb eines nicht vergessen: Für einen nachhaltigen Kleiderschrank kommt der bewusste Konsum noch weit vor dem Aussortieren und Wegwerfen.

Weniger und bewusster kaufen und das Gekaufte mehr wertschätzen.

Nur beides zusammen ist ein nachhaltiger und ökologischer Weg aus den Altkleider-Bergen.

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Tipps zum Weiterlesen

• Artikel der Süddeutschen Zeitung zu Textilrecycling
• Artikel NDR zu Upcycling
• Secondhandläden http://wieneu.net/
• Kinderflohmärkte und Basare http://www.kinderbasar-online.de/
• Upcycling Mode selber machen: http://www.kostenlose-schnittmuster.de/recycling-linkliste/
• Upcycling Mode aus deinem Lieblingsteil made in Bavaria http://www.lieblingsteil.me/
• Kleiderspenden mit angeschlossenem Secondhandshop https://shops.oxfam.de/, http://diakonia.de/
• Seriöse Kleidersammlungen http://www.fairwertung.de/, http://kurzelinks.de/svqs
•  Bei Anita findet ihr noch Tipps und viele Blogbeiträge zum Thema Ausmisten und Ordnung schaffen