Konsumverzicht geht gar nicht so schwer, oder?
Dies ist also nun der erster Zwischenbericht meiner #Konsumauszeit. Ich habe nichts gekauft. Naja, nichts stimmt natürlich nicht ganz. Wir haben Lebensmittel, Windeln, Shampoo, Deo und Klopapier eingekauft. Dinge des täglichen Lebens. Konsumiert habe ich also, aber nur Lebenswichtiges. Ob Shampoo allerdings wirklich lebensnotwendig ist? Darüber könnte man sicher vortrefflich diskutieren. Egal. Die erste Woche war jedenfalls ein erfolgreicher Start in unsere Konsumauszeit.
Und wie ging es mir dabei?
Tatsächlich ging es mir sehr gut und ich habe nichts vermisst. Ich habe nichts vermisst, bis ich an Tag zwei meine Mails öffnete. Im Posteingang war ein neuer Newsletter meines Lieblings Labels für ökologische Mode. Nur noch zwei Tage 20% auf die Topseller der Saison. Ich klickte auf den Link und da war er: Mein Poncho! Der Poncho, um den ich schon seit Wochen herumschleiche. Reine Schurwolle, marineblau und sicher wunderbar kuschelig warm. Mein neuer Poncho für ganze 25€ günstiger. Verdammt! Warum? Und warum denn ausgerechnet jetzt?
Ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis genau dieses Kleidungsstück JETZT zu bestellen.
Und zwar sofort! Komisch. Noch vor fünf Minuten hatte ich vergessen, dass ich überhaupt einen neue Jacke brauche. Ohne meine Konsumauszeit hätte ich in diesem Moment einfach eine Bestellung aufgegeben. Ich hätte mich für einen geschafften Tag belohnt und ich wäre hoch zufrieden gewesen. Voller Freude über das Schnäppchen und voller Vorfreude auf meinen neuen Poncho.
Doch diesen November ist alles anders: Ich bin in meiner ersten Konsumauszeit.
Selbstverständlich habe ich mein vermeintliches neues Lieblingsteil nicht bestellt. Ich bin standhaft geblieben. Aber ganz so leicht, wie ich gedacht hatte, war es nicht. Ich hatte wirklich das Gefühl etwas Wichtiges verpasst zu haben. Nur ein Blick in den Kleiderschrank konnte mich letztendlich beruhigen und meine Kauflust zum Schweigen bringen. Ich habe alles und ich brauche nichts! Nicht einmal einen fair und nachhaltig produzierten Poncho. Eigentlich eine Erkenntnis, die sehr beruhigend und sehr befriedigend ist, oder? Aus dem Kopf hatte ich den Poncho trotzdem erst als die Deadline des 20% Angebots abgelaufen war.
Werbung erzeugt Bedürfnisse. Künstliche Bedürfnisse.
Mit welcher Dringlichkeit sich diese Bedürfnisse zu Wort melden können, wurde mir nun schon in der ersten Woche meines Selbstversuchs bewusst. Das Netz bietet uns Tag und Nacht die Gelegenheit Dinge zu kaufen und ständig haben wir unschlagbare Angebote und vermeintliche Schnäppchen direkt vor Augen. Gar nicht so einfach. Bei mir entsteht das Gefühl des Verzichts erst durch Gelegenheiten wie diese. Letzte Woche fehlte mir zum Beispiel schlicht die Gelegenheit auswärts einen schönen Kaffee trinken zu gehen. Alle Freundinnen waren schon verplant. So musste ich erst gar nicht verzichten. In meiner ersten Woche Konsumauszeit habe ich mir meinen Latte macchiato liebevoll selbst zubereitet und ihn brav zu Hause getrunken. Entspannt habe ich mich dabei trotzdem. Nur das Gefühl mich selbst zu belohnen fiel dabei etwas geringer aus. Komisch wofür wir Konsum missbrauchen. Er ist viel mehr als der bloße Kauf von Dingen.
Das ich dem Drang zu Kaufen widerstehen kann, hatte ich mir schon gedacht. Nach einer Woche Konsumauszeit stellt sich bei mir nun eher die Frage: Wie lange schaffe ich das? Kaufe ich meinen Poncho dann einfach sofort am ersten Dezember? Oder ist mir wirklich und durch und durch bewusst geworden, dass ich ihn eigentlich gar nicht brauche?
Ich nehme mir hiermit fest vor, dass meine Konsumauszeit nicht nur ein Konsumaufschub wird.
***
Eine tolle Challegen, die sich jeder einmal stellen sollte, um herauszufinden, was das ganze tatsächlich bewirkt und wieviel Geld man am Ende dadurch einsparen konnte.