Kindergeburtstag: Minimalismus statt Geschenkerausch

Kindergeburtstag-Minimalismus oder Geschenkerausch

Alle Jahre wieder freuen wir uns über die Geburtstage unserer Kinder, denn der Kindergeburtstag ist nicht nur für die Zwerge ein ganz besonderer Tag. Ich werde zu dieser Gelegenheit regelmäßig ein bisschen sentimental und erinnere mich an die Zeit der Schwangerschaft, die Geburt und das gemeinsame Beschnuppern und Kennenlernen. Was für ein großer Zauber und was für ein Glück diese kleine Familie doch ist! Die durchwachten Nächte, Monatskoliken und elterliche Überforderungen verblassen an Geburtstagen und überlassen Freude und Dankbarkeit das Feld.

Jedes Jahr wieder werden wir auch von Familie und Freunden nach den Wünschen unserer Kleinen gefragt. Darüber sind wir sehr froh, denn das Innenleben einen Kinderzimmers will wohl organisiert sein. Das Ergebnis von zwei Kinder, einem gemeinsamen Zimmer und einer Flut an Geburtstags- und Weihnachtsgeschenken wäre sonst wohl schnell ein großer Knall, wenn unsere bescheidene Wohnung aus allen Nähten platzt.

Die Spielwarenindustrie und wohlwollende Verwandtschaft stellen unseren Wunsch nach Nachhaltigkeit, Minimalismus und Bescheidenheit allerdings vor eine große Herausforderung. Wir üben dabei regelmäßig den Spagat zwischen Konsequenz und Höflichkeit.

Was tun mit dem guten Willen und dem dringenden Bedürfnis unsere lieben Kleinen am Kindergeburtstag zu beschenken?

In unserer Familie tauchen dabei immer wieder dieselben Fragen auf: Darf man zum Kindergeburtstag oder zu Weihnachten auch ohne schlechtes Gewissen etwas Gebrauchtes schenken? Oder muss ein Geschenk immer neu sein? Wie deutlich darf man sagen, was man bitte nicht geschenkt bekommen möchte? Und die wichtigste aller Fragen: Wie viele Dinge „braucht“ so ein kleines Kind überhaupt?

Ja, wir schenken auch gebrauchte Dinge. Das ist nachhaltig, bei uns ausdrücklich erlaubt und sogar erwünscht.

Unsere heiß geliebte Kinderküche ist zum Beispiel ein Glücksgriff aus den Kleinanzeigen. Unsere Erfahrung zu diesem Thema ist, dass es für Kinder im Kleinkindalter absolut keine Rolle spielt, ob ein Spielzeug neu oder gebraucht ist. Qualitätsspielsachen halten mühelos mehr als einer Familie stand ohne etwas von ihrem Reiz und ihrem Spaßfaktor zu verlieren. Deshalb sparen wir in diesem Punkt sehr gerne Ressourcen und ermutigen auch unseren Verwandten- und Bekanntenkreis es uns ohne schlechtes Gewissen gleich zu tun. Wir freuen uns sehr über Gebrauchtes. Unseren eigenen Beitrag zu diesem nachhaltigen Produktkreislauf liefern wir durch regelmäßiges Aussortieren im Kinderzimmer. Was zu viel ist wird verschenkt oder verkauft und das nächste Kind kann sich darüber freuen.

Geburtstagsgeschenke abzulehnen ist da schon schwerer. Keiner möchte gerne jemandem vor den Kopf stoßen. Wir umgehen diese unschöne Situation am liebsten indem wir im Vorfeld in die Offensive gehen. Die meisten sind sehr dankbar, wenn wir Eltern ihnen Geschenk-Tipps geben. Dabei ist es wichtig möglichst genau zu formulieren, worüber sich unsere Kinder (und wir) freuen würden. Auf diese Weise kann man eine Flut an unpassenden Überraschungen vermeiden und den guten Willen kanalisieren.

Auch von uns Eltern organisierte Sammelgeschenke sind am Kindergeburtstag eine Lösung. Ein größeres Geschenk anstatt vieler Kleinigkeiten. Wenn man Glück hat bleiben einem so lieb gemeinte Mitbringsel erspart, wie die 26 Stempel aus Vollplastik mit eingebautem Stempelkissen, die bereits nach der ersten Benutzung ihren Geist aufgegeben haben. So viel Müll für so wenig Spaß.

Die größte Hilfe im Kampf gegen überfüllte Kinderzimmer ist jedoch die Erkenntnis, dass Geschenke nicht immer nur Dinge sein müssen.

Warum zum Kindergeburtstag nicht einfach einmal Zeit schenken? Ein paar exklusive Stunden an denen nichts parallel erledigt wird, an denen das Handy aus bleibt. Zeit nur mit den Großeltern, der Tante oder allein mit Papa ganz ohne das Geschwisterkind und Mama. Dabei ist es auch zweitrangig, ob man zum Beispiel gemeinsam ins Marionettentheater geht oder zu Hause bleibt. In unseren Leben ist freie Zeit ein Luxus und das spüren bereits unserer Kleinen. Der Konsum von Dingen dagegen ist alltäglich geworden.

Dieses Bewusstsein führt in unserer Familie zu dem klaren Wunsch aus dem Geschenkewahnsinn auszusteigen.

An Weihnachten 2016 fällt der Konsumrausch bei uns aus. Wir werden unser nächstes Weihnachtsfest minimalistisch feiern. Weniger ist auch für unsere Kinder mehr! Mal sehen wie gut wir das hinbekommen werden…

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