Kauft ihr eigentlich Bio?
Wir ja. Heute. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg und der startete nicht im Bioladen oder auf dem Wochenmarkt, sondern im Billig-Discounter. Warum wir unsere Einkaufsgewohnheiten so radikal geändert haben und uns mittlerweile zu fast 100% für den Einkauf von Bio-Lebensmitteln entschieden haben, will ich euch heute erzählen.
Seit ich denken kann war ich ein glühender Fan der großen deutschen Discounterkette mit A.
Schon als Kinder kletterten wir über die Paletten und Kartons und ich kannte das Produktsortiment in- und auswendig. Eine Woche ohne Großeinkauf bei Aldi gab es eigentlich NIE. Irgendwann später kamen dann auch noch die wöchentlichen Spezial-Angebote dazu. Von Klamotten über Balkonpflanzen oder die heiß umkämpften Computer (wir hatten auch einen der ersten Zuhause). Bei „meinem“ Discounter gab es einfach ALLES! Und Unmengen davon landeten Woche für Woche in unserem Einkaufswagen.
Warum sollte man schon freiwillig mehr Geld für Lebensmittel oder Gebrauchsgegenstände bezahlen? Wer DAS tut ist doch selber schuld, oder?
Davon war auch ich sehr lange Zeit absolut überzeugt! Ich habe mir keine Gedanken gemacht über faire Arbeitsbedingungen, faire Löhne oder wovon ein Bauer bei Dumpingpreisen leben soll. Hauptsache billig. Zumindest auf den ersten Blick, denn tatsächlich habe ich auch jede Menge unnützes Zeug gekauft, das kein Mensch wirklich braucht.
Ich glaube im Nachhinein, dass mein persönlicher Wendepunkt die Geburt meiner Kinder war. Davor habe ich zwar auch ab und zu mal Bio oder Fair gekauft, aber ohne WIRKLICH darüber nachzudenken. Das geschah eher zufällig und unbewusst.
Unsere Kinder haben uns FAIRändert. Sie haben uns zum Nachdenken gebracht. ENDLICH!
Und dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Ja, wir geben jetzt mehr Geld für Lebensmittel aus. Aber so teuer wie manche vielleicht denken ist ein Bio-Einkauf auch nicht. Wenn man ein paar einfache Regeln beachtet:
- keine/wenig Fertigprodukte bzw. stark verarbeitete Lebensmittel
- wenig Fleisch und tierische Produkte
- und regional und saisonal einkaufen
So hält sich der Mehrbetrag in Grenzen, die für die Meisten absolut machbar sind. Wir jedenfalls geben dieses Plus sehr bewusst und vor allem gerne aus, weil wir wissen wofür.
Und ja, wir verzichten mittlerweile auf Lebensmittel, die gerade keine Saison haben oder auf Produkte, die wir lange Jahre gewohnt waren. Und das tut NICHT weh! Im Gegenteil. Der saisonale und regionale Einkauf spart jede Menge Geld, weil immer das am günstigsten ist, was gerade wächst. Man muss sich nur trauen seine Gewohnheiten ein Stück weit hinter sich zu lassen und mutig neue Territorien betreten. Nie sonst wäre ich auf die Idee gekommen Energiebällchen mit frischer Roter Beete zu machen. Neues zu wagen lohnt sich IMMER, daran glaube ich ganz fest. Und es macht Spaß! Ja, ihr habt richtig gelesen: Verzichten kann Spaß machen und das Leben bereichern, denn man macht neue, wertvolle Erfahrungen.
Bio-Lebensmittel zu kaufen macht für uns einfach Sinn und das tut gut!
Für uns ist der tägliche Einkauf im kleinen Bioladen um die Ecke angewandter Klimaschutz. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, aber zahlreiche Studien unterstützen diese These (siehe unten). Ökologischer Landbau verzichtet auf künstlichen Dünger und Pestizide. Dadurch schont er nachweislich das Grundwasser und unsere Böden und erhält die wertvolle Artenvielfalt an Bodenorganismen und wichtigen Insekten wie zum Beispiel Bienen. Außerdem wirken gesunde Böden als CO²-Senke und können so unsere Atmosphäre wirkungsvoll von schädlichen Treibhausgasen entlasten. Für all das zahlen wir gerne mehr. SEHR gerne!
Wir unterstützen damit aktiv, dass unsere Felder nachhaltig bewirtschaftet werden und so unsere (Über)Lebensgrundlage für die nachfolgenden Generationen erhalten wird.
Ihr merkt schon, ich bin mittlerweile ein begeisterter Überzeugungstäter geworden. Dabei habe ich das gewaltige Argument des Tierwohl oder den Fakt, dass wir mit konventionell erzeugten Lebensmitteln Chemikalien wie Antibiotika und Pestizide aufnehmen, noch nicht einmal erwähnt. Langzeitfolgen und Wechselwirkungen dieser Stoffe in unserem Körper sind dabei noch weitgehend unbekannt.
Wer trotz allem noch skeptisch ist, für den gibt eine tolle Möglichkeit sich live zu überzeugen. Der ökologische Landbau bietet nämlich deutschlandweit die Chance hinter die Kulissen zu schauen und Fragen zu stellen. Sogenannte Demonstrationsbetriebe ökologischer Landbau öffnen überall im Land für euch ihre Türen und ihr könnt vor Ort erleben wie euer Essen produziert wird (siehe unten). Ich finde das großartig und habe schon drei Höfe im Münchner Umland besucht. Mein letzter Ausflug war quasi beruflich und ging zum Naturgarten Schönegge nahe Freising zu einem Blogger-Event des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Mitten im Winter auf einen Gemüsehof! Im Vorfeld dachte ich, da wird es nicht viel zu sehen geben. Aber weit gefehlt! Und Herr Schönegge und seine Familie waren so begeistert von dem was sie tun, dass es mich ehrlich gesagt zu Tränen gerührt hat (ich bin manchmal ne ganz schöne Heulsuse ;-)). Aber gibt es etwas schöneres als zu sehen wie jemand für eine Idee brennt und wie wichtig ihm/ihr der Umgang mit seinen Mitarbeitern und Ressourcen ist? Ich finde nicht. Es inspiriert und steckt an. Und DAS fühlt sich toll an!
„Mein“ alter Discounter kann da nicht mithalten.
Und? Warum kauft ihr Bio? Oder warum habt ihr euch dagegen entschieden?
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Tipps zum Weiterlesen:
- Mehr Infos zum ökologischen Landbau und zu den Bio-Siegeln in Deutschland vom BMEL
- Mit nachhaltigem Ackerbau den Klimawandel stoppen: Carbon Farming
- Ökologische Landwirtschaft könnte die Weltbevölkerung ernähren
- Die konventionelle Landwirtschaft in Europa ist umweltschädlich
- Adressen der ökologischen Demonstrationsbetriebe in eurer Nähe
- Und wer neugierig ist: Hier geht’s zu meinen Wintergemüse-Ausflug zum Naturgarten Schönegge
Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich hoffe sehr, dass mehr Menschen umdenken und wir irgendwann ALLE so handeln. Wir haben einfach irgendwo angefangen und dann gesehen wo wir noch was ändern können. LG Lena
Liebe Lena,
Das hoffe ich auch. Und ich würde es mir so sehr wünschen, dass mehr und mehr Menschen anfangen nachzudenken. Und zu verändern. Schritt für Schritt.
Alles Liebe und Danke für deine Worte :-).
Deine Alex
Hallo Alex,
unser Umdenken hat auch mit der Geburt unserer Tochter begonnen. Ich sehe mich in deinem Beitrag absolut wieder. Wir kaufen viel Bio, aber nicht ausschließlich. Nicht jeder Bauer kann die hohen Kosten tragen, auf einen biozertifizierten Hof umzusteigen obwohl er im Anbau die Richtlinien längst befolgt. Deswegen kaufen auch wir regional und vor allem saisonal bei Bauern aus unserer Region. Ich habe angefangen, einen Blog über Erzeuger aus meiner Umgebung und auch nachhaltige Themen zu schreiben. Es macht wirklich Spaß zu sehen, wie Freunde, Bekannte oder auch Unbekannte die Empfehlungen und Tipps dankbar annehmen. Und für mich ist es spannend, mit denn Bauern persönlich ins Gespräch zu kommen und meine neue Heimat so besser kennenzulernen. #thereisnoplanetb
Liebe Kerstin,
Vielen Dank für deinen Kommentar und entschuldige, dass ich mich erst jetzt zurückmelde… wir hatten hier eine kleine Corona-Zwangspause :-(.
Es freut mich immer total, wenn mir jemand wie du erzählt, dass er sich in meinen Worten wiedererkennt. So ein tolles Gefühl, denn genau darum geht es mir mit meinem Blog.
Alles Liebe und gemeinsam können wir die Welt verändern
Alex
Servus Alexandra, vorab ein Kompliment zu Deinem Blog. Viele Themen mit tollen Anregungen die zum Nachdenken bzw. Umdenken anregen. Jeder von uns kann schon mit kleinen Dingen für eine positive Veränderung in der Welt beitragen. Das Auto einfach mal stehen lassen, Bio Produkte verpackungsfrei auf dem Wochenmarkt kaufen, Energie sparen im Alltag. Es gibt doch so viele verschiedene Bereiche. Also lasst uns alle damit anfangen einen Teil zum Umweltschutz beizutragen. Bleibt gesund und viele Freude dabei.
Oh Danke dir! Und schön, dass du dich hier gut aufgehoben fühlst.
Alles Liebe
Alex