Konsumauszeit, die Zweite.
Es ist wieder Mittwoch und schon neigt sich meine zweite Woche ohne Konsum ganz offiziell dem Ende zu. Verrückt wie schnell die Zeit vergeht. War nicht gerade erst der erste November? Und? Bin ich weiterhin standhaft geblieben? Wie ging es mir in der letzten Woche bei meinem Selbstversuch?
Auch diese Runde meiner #Konsumauszeit habe ich nichts gekauft. Nichts außer Lebensmitteln. Ich war also regeltreu. Und es ging mir sehr gut dabei. Ehrlich gesagt, habe ich sogar das Gefühl, dass es mir mit jedem Tag leichter fällt auf das Kaufen von Dingen zu verzichten. Mehr noch: Mein Empfinden beginnt sich zu verändern. Vom Verzicht, zur Konsumpause. Von der anfänglichen Herausforderung, zur nun angenehmen Unterbrechung einer alltäglich gewordenen Gewohnheit.
Ich beginne meine Verschnaufpause vom Konsum täglich mehr zu genießen.
Nach und nach tun sich in meinem Leben neue Freiräume auf. Freiräume mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen anders umzugehen, als mich mit einem Kauf zu belohnen, zu trösten oder manchmal auch schlicht abzulenken. Freiräume wieder mehr mit meinem Umfeld zu kommunizieren, anstatt einfach nur auf „Jetzt kaufen“ zu klicken. Und Freiräume eine Aufgabe mit Kreativität und Improvisation zu lösen, anstatt mit einem vergleichsweise langweiligen Einkauf.
Für die letzte Woche hieß das ganz konkret, dass wir zum Beispiel unsere Sankt Martins Laterne aus Müll und Resten selbst gebastelt haben. Meine Kleine wünschte sich eine Eule. Der Korpus der Eule besteht aus einer großen Käseschachtel aus Sperrholz, die sonst im Müll unseres Bioladens gelandet wäre. Kleber, Tonpapierreste und transparentes Papier gab unser DIY-Fundus noch her. Projekt zwei verwandelte eine aussortierte Isoliertasche für Babyflaschen in zwei neue Hüllen für die Trinkflaschen unserer Kinder. Eine Idee, Stoffreste und eine Nähmaschine, schon waren die Flaschenhüllen fertig. Und das Beste daran: Für keines dieser Projekte mussten wir irgendetwas extra kaufen.
Kreativität, Lust zu improvisieren und Zeit machen, auch ohne Geld, vieles möglich.
Dank meiner Konsumpause erstrahlt auch unsere Küche in neuem Glanz. Ganz ohne den Einsatz von Geld. Nötig war nur ein bisschen Kommunikation mit Familie und Freunden. Als wir nämlich erzählten, dass wir ein zusätzliches Licht an der Arbeitsplatte gut gebrauchen könnten, machte mein Vater sich gleich auf den Weg in seine Abstellkammer. TaDaaaa! Eine wunderschöne, dunkelbraune Klemmleuchte aus den 70ern bringt nun unsere Küche zum Strahlen.
Jeder von uns hat ungenutzte Dinge. Also immer ran! Dieses unglaubliche Potential will doch genutzt werden, oder? Vor dem Neukauf einfach mal das Umfeld fragen. Oft lohnt es sich und individuelle Einzelstücke finden den Weg in eine neue Wohnung. Völlig kostenlos. Mein nächstes Projekt ist ein Stabmixer. Wie ihr euch vielleicht noch erinnert, konnte selbst der Gang ins Reparatur Café unseren alten Zauberstab nicht vor dem Müll retten. Nun soll endlich ein neuer Alter her. Mal sehen, ob Kommunikation auch diese Lücke schließen kann. Des Einen Ballast ist des Anderen Freude. Ein Gewinn für alle Seiten.
Schenken, Teilen, Leihen und Tauschen stärken soziale Kontakte und schonen wertvolle Ressourcen.
Die größte Herausforderung meiner Konsumpause sind jedoch nach wie vor meine Gefühle. Tatsächlich dient Konsum in meiner Welt oft der Befriedigung von Bedürfnissen. Einem Bedürfnis nach Anerkennung, nach Ruhe und nach Entspannung. Einem Bedürfnis mich selbst zu belohnen. Doch wie gehe ich nun konstruktiv mit diesen Emotionen um? Eines ist glasklar. Einkaufen ist keine angemessene Bedürfniserfüllung. Und vor allem keine nachhaltige. Also was dann?
Letztes Wochenende war für mich ein ganz besonderes Wochenende. Ich durfte den Luxus von viel Zeit für mich, Ruhe und Natur genießen. Eltern wissen wovon ich rede. Ich rede vom absoluten Paradies. Dort ist mir etwas bewusst geworden.
Ein ruhiger Geist braucht nichts.
Um zu dieser Ruhe zu kommen, brauche ich persönlich eigentlich nicht viel. Ich brauche genug Schlaf, Zeit zum Denken, Bewegung und den Himmel über mir. Leider sind diese einfachen Zutaten zum Glück gerade schwer mit meinem Leben als Mama zu vereinbaren. Vor allem an den ersten beiden Punkt herrscht ein steter Mangel.
In Zukunft werde ich aber versuchen, so oft wie möglich achtsam mit mir umzugehen und langsam wieder besser für mich zu sorgen. Denn tatsächlich ist es das, was mir wirklich fehlt. Kein neues paar Schuhe oder der neue Poncho aus reiner Schurwolle. Diese Erkenntnis ist bereits ein großer Schritt zu einem erfüllten Leben ohne Frustkäufe.
Konsumpause, aber der Start für mehr Kreativität, neue Gespräche und für die wahre Erfüllung meiner Bedürfnisse.
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