Nachhaltigkeit im Alltag zu leben ist wie die liebevolle Pflege einer Pflanze. Zuerst beginnt sie zart zu wachsen und schließlich wird sie immer kräftiger und stärker. Und den Anfang von allem macht ein einzelner, kleiner, grüner Samen. Heute erzählt uns die liebe Rachel von MamaDenkt wer bei ihr das Pflänzchen der Nachhaltigkeit gepflanzt hat.
Und? Seid ihr schon neugierig?
„Liebe Alex, ich habe gerade tatsächlich ein paar Samenbomben auf unserer schönen großen Wiese verteilt und musste daran denken, dass du in deiner letzten Frage der Nachhaltigkeit von mir wissen wolltest, wer eigentlich meinen grünen Samen gepflanzt hat? Wer war mit dafür verantwortlich, dass nachhaltig leben überhaupt zum Thema für mich und meine Familie wurde?
Nachhaltig leben in der Vergangenheit…
Ich kann mich noch ziemlich gut daran erinnern, wie wir als Kinder im Sommer die samtigen Pfefferminzblätter des Nachbarn pflücken durften. Auf dem Weg in den Garten durch die Waschküche kamen wir immer an diesem einen Quadratmeter mit Pfefferminz vorbei. Die einzelnen Pflanzenstiele wirkten auf mich riesig und ich liebte es mit den Fingerspitzen über die weichen Blätter zu streichen und sie an die Nase zu halten.
In der Kindheit sind wir so viel mehr empfänglich für Themen wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit.
Frühling und Sommer waren die Jahreszeit, die ich als Kind am meisten liebte. Wir durften den ganzen Tag draußen über die Wiese tollen, mit meiner Mutter im Garten nach Regenwürmern suchen und ihr dabei zusehen, wie sie Stangenbohnen, Erdbeerfelder, Kartoffelreihen und Erbsen für uns anlegte. Einige Wochen später durften wir dann naschen: Erbsen, Möhren und Himbeeren, direkt vom Strauch oder aus der Erde.
Vielleicht hat das alles erstmal gar nicht so sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun. Vielmehr geht es ja eigentlich ums Selbstversorgen und nicht ums nachhaltig leben. Die einfache Liebe an diesem Hobby könnte der eigentliche Grund für meine Mutter gewesen sein, Gartenarbeit auszuüben. Doch dieser Teil meiner Kindheit hat einen Samen gesetzt und mich mit der Natur, den Tieren und Pflanzen ganz enorm verbunden.
Das Leben draußen, mit den Bienen auf der Wiese und dem Eichhörnchen, das uns von oben zugeschaut hat, war maßgeblich. Nackte Füße auf erdigem Boden, in den kleinen Kinderhänden Erbsen aus der Schale pulend und die Nase immer in den Wind gestreckt. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mutter das damals bewusst aus nachhaltigen Gründen forciert hat. Aber sie hat dadurch eine Verbindung und Beziehung zur Natur in mir geschaffen, die mich nie wieder losgelassen hat. Sie setzte einen Samen, aus dem ein zartes Pflänzchen wuchs. Schon damals.
Als Jugendliche zählte nachhaltig leben nicht zu meinen Top 10 Freizeitbeschäftigungen.
Irgendwann wurde dieses Pflänzchen immer stiefmütterlicher behandelt. Wir zogen um und an dem Ort, an dem wir nun lebten, gab es keinen Garten mehr. Wir halfen nicht mehr mit beim Jäten, Pflanzen und Säen, stattdessen hatten wir plötzlich nicht mehr nur drei Fernsehprogramme, sondern Kabelfernsehen.
Als Teenie, Jugendliche und junge Erwachsene war ich zwar weiterhin idealistisch und stellte auch einige Dinge in Frage, doch es gab keine Handlungen darüber hinaus. Ich wurde weder Mitglied von Greenpeace, noch entschied ich mich für eine vegetarische Ernährung. Ich fand das alles gut und spannend, aber mir fehlte ein Bezug dazu. Eine Person, die mir zeigte, wie das denn geht? Wie ich den Schritt in so eine Organisation schaffte?
Minimalismus und Nachhaltigkeit
Als ich dann selber Mutter wurde, war es erstmal nicht dieses grüne Pflänzchen von damals, das mich an meine Wurzeln erinnert. Es waren die Freiheit, die Verbundenheit mit meinen inneren Bedürfnissen und die gefühlte Erdung, die der Minimalismus für mich zurückbrachten.
Unsere damalige Entscheidung für den Minimalismus war nicht nur eine Entscheidung gegen viel Besitz, sondern für vieles, was mir verloren gegangen war. Es war ein großes Glück wieder zurückzufinden zu dem, was tatsächlich zählt. Dass dabei unser ökologischer Fußabdruck ein Thema werden würde, war nicht geplant.
Doch da es diesen Samen von damals immer noch gab… – danke Mama!
Als Erwachsene: Meine Stimme für eure Zukunft
Diesen Satz habe ich im Zuge der Europawahlen häufiger gelesen. Auch bei dir, liebe Alex. Und ja, während der Wahlen am zurückliegenden Wochenende haben dieser Planet, meine Kinder und die Generation von Menschen, die sich jetzt auf die Straßen begibt, meine Stimme erhalten.
Aber was bringt es, wenn ich nur mein Kreuz an der grünen und demokratischen Stelle des Wahlzettels setze? Reicht das wirklich aus, um etwas zu bewegen? Eine berechtigte Frage, denn eine Beziehung meiner Kinder zur Natur und dem Planeten, auf dem wir leben, schafft es erstmal nicht.
In den Gesprächen mit meinen Kindern kristallisiert sich immer wieder heraus, wie wichtig es ist, Verantwortung für unser Zusammenleben in der Gesellschaft, für diesen Planeten und unser Handeln zu übernehmen. Sie erleben, wie uns diese Wahlen umgetrieben haben. Wie wichtig es uns war, dass viele wählen gehen. Das setzt auch Samen und ich hoffe, es sind farbenfrohe, starke Pflänzchen, die aus diesem Samen hervorgehen.
Nachhaltig leben für eure Zukunft
Sehr hätte ich mir eine Gelegenheit wie die von #Fridaysforfuture gewünscht. Doch dafür war nicht der richtige Zeitpunkt. Der ist JETZT. Und umso wichtiger finde ich es jetzt, dass wir uns anschließen. Dass wir laut werden, dass wir bei unseren Kindern einen grünen, fairen und mutigen Samen pflanzen und ihnen den Rücken stärken, wenn sie mutig auf die Straßen gehen und das nachholen, was wir versäumt haben.
5 Ideen, einen grünen Samen zu setzen
Es sind drei Dinge, die ich heute unglaublich wichtig finde, um diesen Samen zu setzen und das daraus entstehende Pflänzchen zu hegen und zu pflegen:
- Vorbild sein und vorleben (z.B. beim Verzicht auf Verpackungen)
- Stellung beziehen und mutig dafür eintreten (z.B. bei den Wahlen)
- eine Beziehung zur Natur schaffen (z.B. durch das Anlegen eines Gartens)
- mit den Kids und Jugendlichen auf die Straße gehen (z.B. bei #Fridaysforfuture oder Demonstrationen gegen Rechts)
- selber einer Organisation oder Gruppe beitreten, die sich für ein gutes Leben für alle im Einklang mit unseren begrenzten Ressourcen einsetzt (z.B. Greenpeace, BUND, Nabu, Foodsharing, Lebensmittelretter…)
Diese Punkte tauchen in meinen Überlegungen immer wieder auf. Sie können ganz unterschiedlich aussehen und sehr individuell umgesetzt werden. In der Stadt habe ich andere Möglichkeiten Stellung zu beziehen als auf dem Land. Doch in Zeiten der Digitalisierung gibt es diese Optionen, Menschen auch an meinem Wirken in der „Einöde“ Anteil nehmen zu lassen.
Und ja, zu meinem grünen Samen zählt auch das Werfen von Samenbomben und das Anlegen von Wildblumen-Inseln. Natürlich in der Hoffnung, dass auch unsere Blüten der Obstbäume von der fleißigen Arbeit der Bienen und Insekten profitieren. Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag Artenvielfalt auf den Feldern zu unterstützen, führt mich aber gleich zur nächsten Frage an dich.
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Es gibt die kleinen Schritte und die großen Schritte. Ich persönlich bin meistens ein Verfechter der kleinen Schritte, weil ich finde, dass nachhaltig leben immer motivieren muss, noch einen und noch einen Schritt weiterzugehen. Dennoch merke ich, dass es mir schwerfällt, wenn dieser Gedanke dazu genutzt wird, zum Beispiel das Fliegen zu entschuldigen oder aber das nicht notwendige Konsumieren in grün. Wie ist das bei dir? Kleine Schritte oder große Schritte? Schönfärberei versus Motivation dran zu bleiben. Wie gehst du mit diesem Spagat um?“
Meine Antwort auf Rachels Frage gibt es in drei Wochen…
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