Das Thema Rassismus beschäftigt mich in den letzten Wochen mehr und mehr. George Floyds grausamer Tod hat nicht nur in den USA zu Massenprotesten geführt. Die Black Lives Matter-Bewegung hat es weit über den großen Teich geschafft, auf unsere Straßen, Plätze und in meinen Kopf. Denn seien wir ehrlich.
Rassismus ist allgegenwärtig.
In den USA, in Europa, in Deutschland und wahrscheinlich in fast allen Familien, ganz egal für wie aufgeklärt wir uns halten. Wir reisen zwar gern rund um die Welt, essen Pizza, Sushi und Döner, und tragen exotische Prints und Stickereien auf unseren Klamotten. Aber reicht das schon aus?
Als es im Frühjahr mit Corona los ging wechselten wir beim Anblick von Menschen mit asiatischer Herkunft die Straßenseite (#ichbinkeinvirus). In der Griechenlandkrise waren alle Griechen plötzlich faule Schmarotzer, die auf unsere Kosten leben wollen. Und wie viele Eltern schicken ihre Kinder wohl lieber auf eine Privatschule statt auf die Sprengelschule, weil dort der „Migrationsanteil einfach zu hoch ist“? Rassismus war nie wirklich weg und spätestens wenn es persönlich wird, greifen wir fast automatisch in die Kiste mit den Vorurteilen.
Rassismus beginnt mit der Abgrenzung zwischen Wir und die Anderen.
Und er wird schnell strukturell, wenn Chancen systematisch ungleich verteilt werden, z.B. bei Bildung (siehe Privatschulen), auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt. Unser Aussehen, unser kultureller Hintergrund und unsere Herkunft entscheiden immer noch über unsere Möglichkeiten im Leben. Im Jahr 2020.
Und was hat Rassismus nun mit dem Klimawandel zu tun?
Eine ganze Menge, denn ein Stück weit leben wir auch heute noch koloniale Verhältnisse von Unterdrückung und Ausbeutung. Für unseren Lebensstandard beuten wir Rohstoffe und Arbeitskraft von Menschen in fernen Ländern aus, und die reichen Nationen produzieren mit ihrem Lebensstil weltweit gesehen den größten Anteil von CO2 pro Kopf. Die Schäden und Risiken für Gesundheit und Umwelt trägt dabei fast ausnahmslos der globale Süden. Genau wie die Risiken des Klimawandels. Und die Beispiele für die Folgen dieser systematischen Ausbeutung sind zahlreich. Egal, ob einstürzende Textilfabriken (z.B. Rana Plaza), Antibiotikaresistenzen rund um Pharmafabriken in Südasien, Pestizide in Südspanien oder untergehende Inseln.
Der globale Süden zahlt einen hohen Preis für unseren Lebensstil.
Unser Hunger nach mehr Fleisch, billigen Konsumgütern und Reisen kommt andere weltweit teuer zu stehen. Gestern, heute und sogar in der Zukunft. Warum? Diese archaisch anmutenden Verhältnisse sind bis weit ins 21. Jahrhundert durch Abhängigkeiten und Handelsverträge zementiert. Die rassistische Strukturen des Kolonialismus prägen unser Wirtschaften und machen erst damit ein Konsumniveau möglich, das derart katastrophalen Folgen für Umwelt und Klima hat. Immer mehr, immer höher und weiter, egal um welchen Preis.
Ohne Anti-Rassismus, Respekt und fairen Handel kein Klimaschutz!
Eines steht fest: Klimagerechtigkeit und Klimaschutz funktionieren nur mit Fairness und Gleichheit ALLER Menschen. Weltweit! Selbst, wenn das bedeutet, dass wir in Zukunft auf Billigtextilien und Schnäppchenflüge verzichten müssen. Verschwendung und Highlife auf Kosten anderer sind nämlich definitiv kein Grundrecht, und es ist höchste Zeit echte Verantwortung zu übernehmen. Nur so kann sich endlich etwas ändern. Strukturell, nicht nur an der Oberfläche und letztendlich zum Vorteil aller.
Und so werdet ihr Anti-Rassist:
- Macht euch schlau! Information hilft gegen Vorurteile…
- Hinterfragt euch selbst! Selbstreflektion hilft erlernte Muster zu brechen…
- Sprecht offen über Rassismus! Eure Ehrlichkeit hilft auch anderen beim Nachdenken…
- Werdet laut gegen Rassismus. Immer und überall! Eure Haltung schützt andere…
- Unterstützt faire Handelsbeziehungen mit dem Kauf fairer Waren!
Und das gilt für faire Blumen, Fair Fashion und faire Bananen ;-). Kauft bewusst und so, dass andere davon leben können. Gestaltet euren Urlaub nachhaltig und unterstützt den lokalen Handel vor Ort. Engagiert euch, geht für Menschenrechte auf die Straße und behandelt jeden so, wie ihr selbst behandelt werden wollt.
Lasst uns gemeinsam die Welt fairändern!
Yeah!!! Mein Beitrag hat den Blog Award des seventeen goals Magazin gewonnen und wurde zum besten Blogpost zu Themen der nachhaltigen Entwicklung im Juli 2020 gekürt.
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